Donnerstag, 21. Dezember 2017

Arika ist nicht gleich Afrika

Schöne Grüße ins kalte Deutschland :)

Die Mall mit Plastikweihnachtsbaum
Während ihr bereits Minusgerade und so viel Schnee, wie seit Jahren nicht mehr hattet, scheint hier fast immer die Sonne und es wird täglich wärmer als 30°C. So richtig in Weihnachtsstimmung kommt man dabei nicht, auch wenn die Mall in Dar es Salaam mit ihrer kitschigen Deko und Plastikweihnachtsbäumen, alles in ihrer Macht stehende tut, einen in vorweihnachtliche Stimmung zu bringen. Gerne werden auch Weihnachtsklassiker, wie "Last Christmas" oder "All I want for Christmas is you" gespielt, was einem spätestens wenn man die Mall wieder verlässt völlig absurd erscheint, wenn einen der Hitzschlag trifft und man die Palmen auf dem Parkplatz stehen sieht. 

Am Strand in Bagamoyo
Statt Zimttee, Spekulatius und im Bett einmuckeln, heisst es hier also immer noch Eis essen, Badehose an und ab an den Strand. Das kann man mittlerweile auch wieder viel häufiger, da es längst nicht mehr so viel regnet, wie noch im November und die Regenzeit größten Teils vorrüber zu sein scheint. So schön es auch am Strand ist, umso unzufriedener bin ich mittlerweile mit der Tatsache in einem Guesthouse zu wohnen. Auch wenn die Mitarbeiter bemüht sind, es einem so angenehm wie möglich zu machen, bleibt man eben ein Gast und so kann ich das kleine, stickige Zimmer in dem ich lebe, nicht wirklich als mein neues zu Hause ansehen. Will man kochen oder putzen muss man stets blöd nachfragen, denn da man keine eigene Küche hat, müsste man wenn man sich selber Dinge anschafft alles in seinem kleinen Zimmer unterbringen, dass schon jetzt komplett überfüllt ist. Die Reaktion der Mitarbeiter wenn man nach den Dingen fragt ist oft, dass sie einem ins Zimmer folgen um das Bett neu zu beziehen oder das Zimmer durchzuwischen, anstatt einem die Dinge zu geben, sodass man es selber machen kann. Es ist zwar nett gemeint, schränkt einen jedoch auch in seiner Privatsphäre ein und erzeugt das Gefühl ein Dauergast zu sein. Des weiteren muss man natürlich auch auf die anderen Gäste Rücksicht nehmen und kann beispielsweise nicht so laut Musik hören, wie man möchte. Auch gibt es aktuell gar keine richtige Küche im Guesthouse in der man vernünftig kochen könnte, da dieses immer noch umgebaut wird. Alles Dinge, die anders wären, wenn man wie die meisten Freiwilligen in einer eigenen Wohnung leben würde.


29 Stunden, wenn es mal dabei geblieben wäre
 Das ganze wäre mir wahrscheinlich nie wirklich bewusst geworden, hätte ich nicht zwangsweise ausreisen müssen, da mein Visum im November ausgelaufen ist. Eigentlich sollten wir Freiwilligen aus Tansania zwar schon längst eine Aufenthaltsgenehmigung haben, doch die Behörden lassen sich hier gerne ein bisschen Zeit. Da das Visum, dass wir bei der Einreise im August bekommen haben nur drei Monate gültig ist und wir nicht illegal im Land bleiben wollte, mussten wir ausreisen um bei der Wiedereinreise ein neues Visum zu bekommen. Wir entschieden uns nach Uganda auszureisen und aus der im Grunde blöden Situation etwas gutes zu machen, indem wir zwei Wochen lang die anderen Freiwilligen, die wir bereits von unserem Vorbereitungsseminar kannten, besuchten. Da man als Freiwilliger Geld sparen muss, entschieden wir uns den im Vergleich zum Flugzeug günstigen Bus zu nehmen. 45 Stunden lagen vor uns. So eine richtig angenehme Fahrt bei anfänglich 30°C, keiner Klimaanlage und einem Fenster, 

Irgendwo im Nirgendwo in Tansania
dass man nicht öffnen konnte, war das nicht. In den 5-minütigen Pausen, die wenn es hoch kam, alle sechs Stunden mal stattfanden, musste man sich genau überlegen, ob man es schafft auf Toilette zu gehen und sich etwas zu Essen zu kaufen oder ob die Zeit nur für eine der beiden Optionen reicht. Während der Nacht blieb der Bus an einem Busbahnhof stehen, an dem die ganze Nacht lang laut Musik lief, weil irgendeine Bar meinte alle Leute unterhalten zu müssen. Bei diesem Lärm und zusätzlich noch in sitzender Position, in der man schon den ganzen Tag verbracht hatte und einem somit alles weh tat, war es, wen wundert es, recht schwierig zu schlafen. Zusammengefasst sind solche langen Überlandbusfahrten also nichts was ich guten Gewissens weiterempfehlen kann. Man könnte jetzt sagen, es ist eines dieser Dinge, die man mal gemacht haben muss, aber glaubt mir: Nein! Muss man nicht.

In Jinja stehen noch viele alte Kolonialbauten
Da ich meine Zeit in Uganda, gemeinsam mit einer anderen Freiwilligen aus Tansania, bei den Freiwilligen in Jinja verbrachte,  mussten wir beide von Kampala aus, wo der Bus ankam, auch noch weitere zwei Stunden fahren. Jinja ist eine nette Kleinstadt, die an der Quelle des Nils liegt. Dort kann man alles etwas ruhiger angehen lassen, als in den stressigen Millionenmetropolen Dar es Salaam oder auch Kampala, der Hauptstadt Ugandas. Die 70000 Einwohner Stadt lebt vom Tourismus und zieht die Menschen mit der Nilquelle und dem nahe gelegenen Victoriasee,
Grüne Natur, rote Erde und meine Wenigkeit
dem größten See Afrikas, aus dem sich der Nil speisst, an. Die vielen Touristen bringen auch einen gewissen Lebensstandard mit, sodass es in Jinja viele westliche Restaurants gibt, die für mich nach drei Monaten Ugali, dem für Tansania landestypischen Maisgriesbrei der mit Bohnen serviert wird, eine ganz nette Abwechslung waren. Es gibt dort sogar ein Café, in dem es frisch gepresste Smoothies zu kaufen gibt und in dem man sich selbst ein Baguette mit frischem Gemüse, Saucen und bei Wunsch auch Fleisch und Käse belegen lassen kann. Doch Jinja konnte mich nicht nur kulinarisch überzeugen, sondern liegt auch inmitten wunderschöner Natur. Die Vegetation dort ist ganz anders, als jene die ich aus Tansania kenne. Da es in Uganda deutlich kälter ist und die Temperatur in der Nacht auch mal auf 15°C herunter gehen können, wachsen dort nur vereinzelt Palmen und dafür umso mehr Nadelbäume. Das hat mich mamchmal schon fast an Deutschland erinnert, wäre da nicht die für Uganda charakteristische rote Erde, die im völligen Gegensatz zum saftigen Grün der Pflanzen steht.


Der Pool auf der Insel im Victoriasee
Gemeinsam mit den Freiwilligen aus Jinja machten wir eine Bootstour, die uns zunächst zu der Quele des Nils führte und später noch zu einer kleinen Insel im Victoriasee. Dabei sahen wir Affen am Ufer in den Bäumen sitzen, Otter im Wasser schwimmen und Adler, die über uns kreisten. Wirklich eine tolle Erfahrung! Die Insel im Victoriasee hatten wir später ganz für uns alleine. Dort gab es sogar einen Pool, sodass wir auch etwas schwimmen konnten. Das sollte man nämlich im Nil und im Victoriasee lieber sein lassen, da die Gefahr besteht Bilharziose zu bekommen und man auch nie weiß wo das nächste Krokodil auf einen wartet, auch wenn wir keine zu sehen bekommen haben.


Ein Spielplatz für die Kinder des Heims
An einem anderen Tag schauten wir uns das Projekt der Freiwilligen in Jinja an, bzw. handelt es sich eigentlich um mehrere Projekte. Zum einen unterrichten sie Deutsch in einer Grundschule, was ein ziemlicher Spaß ist, da die Kinder die Vokale ä, ö und ü nicht aussprechen können, da sie diese nicht kennen und dann z.B. "Fuße",  anstatt "Füße" sagen. Zum anderen arbeiten sie in einem Labor, in dem HIV und Malariatests ausgewertet werden und gehen zusätzlich noch in ein Heim für HIV Positive Kinder, wo sie die Kids beschäftigen.




Die Flagge Ugandas zeigt den Kronenkranich
In Ugunda spricht übrigens jeder Englisch, was das Unterrichten in der Schule etwa immens erleichtert. Die Leute wachsen zwar muttersprachlich mit verschiedenen lokalen Bantusprachen auf, sind jedoch auch, wenn sie untereinander miteinander kommunizieren wollen auf Englisch angewiesen. Denn in Uganda werden etwa 40 verschiedene Sprachen gesprochen und so hat sich Englisch als Amtssprache durchgesetzt. Vom einkaufen auf dem Markt, dem Verhandeln mit Bodafahrern (Bodas, so heißen die Motorradtaxis in Uganda), der Kommunikation auf der Arbeit oder auch einfach beim Versuch neue Leute kennenzulernen, erleichtert die Tatsache, dass jeder Englisch kann das Leben doch enorm.


Sowas wie der Hauptbahnhof der Matatus in Kampala
Am Wochenende fuhren wir dann nach Kampala, um den Geburtstag einer Mitfreiwilligen zu feiern. Wir fuhren mit dem Matatu, einem Kleinbus, über den ein Großteil des öffentlichen Nahverkehrs in Uganda läuft und der noch ein bisschen kleiner als die Daladalas in Tansania sind. Kampala ist zwar ein wenig hektischer als Jinja, jedoch längst nicht so überfüllt wie Dar es Salaam. In einer hügeligen Landschaft gelegen, hat die Stadt mit ihren steilen Straßen und der Aussicht, die man von den Hügeln genießen kann, wie ich
Virtual Reality Simulator in der Mall
finde einen ganz besonderen Charme. Insgesamt ist dort die Infrastruktur wesentlich besser als in Tansania. So sind etwa auch viele Nebenstraßen asphaltiert und nicht nur die großen Hauptstraßen und auch Straßenlaternen gibt es fast überall. Besonders überrascht war ich auch von der dortigen Mall, welche prunkvoll mit zahlreichen Säulen und Springbrunnen im inneren daher kommt und auf mich moderner, als manche Malls in Deutschland wirkte. Vom Café mit hochwertigem Holzmobiliar, bis hin zum Reformhaus, in dem man Quinoa, Chiasamen und Gojibeeren zu völlig überteuerten Preisen kaufen kann, gibt es dort so ziemlich alles.


Ein riesiger Baum Im Regenwald
Die Jackfruit kennt kaum jemand in Deutschland
Zurück in Jinja machten wir von dort aus noch einen Ausflug in den nahe gelegenen Mabira-Regenwald, wo wir eine Tour mit Tourguide buchten. Kaum hatten wir den Regenwald betreten, merkte ich sogleich wie die Luftfeuchtigkeit anstieg und das Atmen schwerer fiel. Wir besuchten dort einen kleinen Wasserfall und bekamen auch noch ein paar Affen zu sehen, die leider immer schwer zu fotografieren sind. Beeindruckend waren auch die riesigen, uralten Bäume.


Das Haus der Freiwilligen in Uganda
Schneller als gedacht waren die zwei Wochen Uganda-Urlaub dann auch um  und es ging erneut mit dem Bus zurück. Die erneute lange Busfahrt steigerte nicht unbedingt meine Vorfreude zurück nach Tansania zu kommen. Die anderen Gründe sind ganz vielseitig. Die Tatsache, dass in Tansania, anders als in Uganda kaum jemand Englisch kann erschwert die Kommunikation und trotz der Sprachbarriere erscheinen mir die Tansanen aufdringlicher, was mitunter schon mal sehr nervig werden kann. Hinzu kommt, dass die Hitze erdrückend ist, die kulinarische Vielfalt auch nicht geradig üppig ist und ich wie schon zu Beginn erwähnt, mit meiner Wohnsituation unzufrieden bin, jetzt wo ich gesehen habe wie gut es die Freiwilligen in Uganda haben.


Fast wie im Reiseprospekt
Mittlerweile bin ich wieder etwas besser in Tansania angekommen. Wahrscheinlich hatte ich nach Uganda einen größeren Kulturschock als zu Beginn meines Freiwilligendienstes, denn damals hatte ich mich darauf eingestellt, dass es schwierig wird und bin davon ausgegangen, dass es eben einfach so ist in Afrika zu leben. Doch jetzt weiß ich, Afrika ist nicht gleich Afrika. Ich versuche mir immer vor Augen zu halten, dass Tansania, Uganda zwar in vielen Punkten hinterherhinkt, mir dafür aber ein autentischeres Ostafrika zeigt. Denn auch wenn es zahlreiche westliche Restaurants in Uganda gibt, muss man sich immer vor Augen halten, dass das vor allem an den Touristen liegt und diese auch vor  allem von Touristen besucht werden. Die meisten Einheimischen hingegen leben wahrscheinlich gar nicht so anders als die Menschen hier in Tansania und es gibt ja auch einige wenige Dinge, die an Tansania besser sind als in Uganda. Z.B. der Strand, den gibt es in Uganda nämlich nicht. :)

Euch allen schöne Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr. :)

Hier noch ein Video vom Sonnenuntergang am Nil.












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