Dieses mal ein Beitrag, auf den zu schreiben ich mich schon länger gefreut habe. Denn dieses mal geht es nicht um irgendwelche Reisen, die ich gemacht habe und die ich anschließend in meinem Blog revue passieren lasse. Nein, dieses mal habe ich mir vorgenommen näher auf die alltäglichen Dinge einzugehen, die mir hier in Tansania begegnen. Deshalb geht es nun um Tansanisches Essen und Tansanische Musik. Dabei wird euch sicher auffallen, dass die Dinge hier zwar anders als in Deutschland sind, aber längst nicht so urtümlich und primitiv, wie es von den Medien gerne dargestellt wird. Denn auch hier kennen die Menschen mehr als rohes Fleisch und Trommeln.
Tansanisches Essen:
Die tansanische Küche ist zugegebenermaßen nicht besonders abwechslungsreich. Das liegt zum einen daran, dass die Gerichte recht günstig sein müssen, damit es sich die breite Masse der Bevölkerung leisten kann, was wiederum dazu führt, dass die Auswahl an Zutaten recht beschränkt ist. Zum anderen liegt es aber auch daran, dass die Menschen wenig offen für Neues sind und lieber, dass ihnen bekannte essen. Zumindest ist das die Erfahrung, die ich in meinen bisher fast neun Monaten in Tansania gemacht habe. Immer wenn man einem Tansanen etwas zu essen anbietet, wird es entweder gar nicht erst probiert oder aber nicht gemocht. Möglicherweise lag letzeres aber auch an meinen mangelnden Kochkünsten.
Ugali, Maharage und Lili :) |
Das landestypischste Gericht ist wohl Ugali mit Bohnen. Ugali ist ein Brei, der aus Maismehl und Wasser gemacht wird. Ich würde gerne behaupten, dass es besser schmeckt als es aussieht, aber das kann ich leider nicht. Dennoch essen wir es jeden Tag im Heim zu Mittag, genau wie die Kinder und Millionen andere Tansanen. Recht erstaunlich war für mich die Erkenntnis, dass Ugali nicht nur ein "Arme-Leute-Essen" ist, wie ich zunächst annahm, sondern auch von wohlhabenderen Tansanen gerne gegessen wird. Das liegt wohl auch daran, dass viele Menschen glauben, Ugali zu essen würde sie stark und kräftig machen, was aber nur so halb stimmt. Denn ich habe feststellen müssen, dass es dem Essen hier und das gilt auch für sämtliche andere Gerichte, nun wirklich nicht an Kohlenhydraten fehlt, dafür aber an wichtigen Vitaminen und Protein.
In Zuge dessen habe ich auch gemerkt wie gesund man sich in Deutschland ernähren kann, wenn man denn möchte. Denn es ist nicht nur fast jedes erdenkliche Produkt verfügbar, um eine vielfältige Ernährung zu ermöglichen, sondern vor allem haben die Leute auch das Geld, sich eine solche Ernährung leisten zu können. Die meisten Obst und Gemüsesorten sind hier im Vergleich zu den Preisen in Deutschland zwar verhältnismäßig günstig, da sie hier vor Ort wachsen und nicht erst importiert werden müssen, für viele Tansanen aber oft immer noch zu teuer. Eine Avocado etwa, kostet je nach Größe zwischen 500 und 1000 Tanzanian Shilling, etwa 18 bis 36 Cent, wohingegen ein ganzer Teller Ugali mit Bohnen nur 1500 Shilling kostet, was etwa 54 Cent entspricht. Wer nur wenig Geld hat entscheidet sich natürlich eher für das Essen, dass ihn satt macht, als für den gesunden Snack zwischendurch. Das sorgt dafür, dass nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Fleisch und Fisch für viele Menschen etwas besonderes bleiben, dass man sich nicht täglich leisten kann, was dazu führt, dass diese Dinge ganz anders wertgeschätzt werden.
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Ein Gemüsestand in Mapinga |
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so wächst im übrigen eine Ananas |
Auf der einen Seite befürworte ich die höhere Wertschätzung von Lebensmitteln hierzulande und vorallem auch, dass im Vergleich zu Deutschland viel weniger Lebensmittel weggeworfen werden, da ich die Wegwerfgesellschaft in vielen Industriestatten nicht mehr länger unterstützen möchte. Auf der anderen Seite ist mir natürlich bewusst, dass der Grund für die ressourcenschonende Ernährung der Menschen hier, nicht guter Wille ist, sondern die traurige Tatsache, dass sie es sich finanziell nicht leisten können, Lebensmittel verkommen zu lassen. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass das Überangebot in Deutschland und auch in allen anderen westlichen Staaten, den dort lebenden Menschen sugeriert, dass Lebensmittel schier endlos verfügbar sind und sie sich so gar nicht erst Gedanken darüber machen, ob sie Lebensmittel verrotten lassen. Dabei möchte ich mich selber überhaupt nicht herausnehmen, denn auch ich
habe, bevor ich nach Tansania gekommen bin, immer wieder neue
Lebensmittel gekauft, ohne darauf zu achten ob ich vielleicht noch etwas
vergleichbares zu Hause habe und habe so, viele Dinge verkommen lassen. Doch Lebensmittel sind nicht unendlich verfügbar und wäre Deutschland darauf angewiesen sich selbst zu versorgen, würde sich nicht nur die Auswahl an Lebensmitteln stark einschränken, sondern auch die Verfügbarkeit von Lebensmitteln überhaupt. Denn wir leben auf Kosten anderer Länder, welche für uns Lebensmittel anbauen. Das wir in unseren Supermärkten Produkte aus der ganzen Welt finden, halten viele für selbstverständlich, dabei ist es Luxus.
Hier hingegen ernähren sich die Menschen sehr lokal, was aber auch damit zusammenhängt, dass importierte Produkte aus dem Ausland um einiges teurer sind, als frische Lebensmittel, die man wohlmöglich sogar selbst im eigenen Garten anpflanzen kann. Während in Deutschland kaum noch jemand sein Essen selber anbaut, ist Subsistenzwirtschaft in Tansania noch allgegenwärtig und wird von fast jedem, der auch nur ein kleines Plätzchen Land besitzt, betrieben. Warum auch die Lebensmittel teuer einkaufen, wenn man sie mit ein bisschen Arbeit selber anpflanzen kann?
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ein vollweriges Tansanisches Essen |
Chipsi Mayai |
Da ich euch nicht in dem Glauben lassen möchte, in Tansania gäbe es nur Ugali, werde ich nun noch ein bisschen weiter auf typische Tansanische Speisen eingehen. Als Hauptnahrungsmittel wird abgesehen von Ugali, viel Reis, Kartoffeln, Maniok, Kochbananen, oder etwas seltener auch Nudeln gegessen. Fast all diese Hauptspeißen werden mit Bohnen serviert, da diese günstig sind, sich lange halten und einen relativ hohen Eisen und Eiweißanteil haben. Wer es sich leisten kann, isst zusätzlich noch Fleisch oder Fisch. Es wird vorallem Huhn, Kuh und Ziege gegessen. Ich habe mir aber von meinen nicht vegetarisch lebenden Mitfreiwilligen sagen lassen, dass das Fleisch hier nicht besonders gut sei, da es wohl oft sehr zäh ist und viele Knochen und Knorpel enthält. In sofern hat man es hier als Vegetarier recht leicht, da man nie das Bedürfnis hat, etwas mit Fleisch probieren zu wollen. Als Gemüsebeilage gibt es, wenn es sie denn überhaupt gibt, entweder gekochtes Blattgemüse, welches Spinat recht ähnlich ist, oder aber kleingeschnittenen gekochten Kohl. Ebenfalls aus Kohl, ist der einzige Salat, den Tansanen kennen. Der kleingeraspelte Kohl wird mit einem Dressing aus einer ausgepressten Zitrone und etwas Salz und Chilli angemacht, sodass das Ganze am Ende an eine abgewandelte Form von Sauerkraut erinnert. Manchmal wird noch Tomate und Gurke untergemischt. Das Ganze nennt sich dann "Kachumbari". Letzteres wird auch häufig zu Pommes serviert, die man hier an jeder Straßenecke kaufen kann. Es gibt sie in normaler Form, oder aber in einer Art Omlett eingebacken, was sich dann "Chipsi Mayai" nennt.
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links Chapati, rechts Mandazi |
Das Frühstück ist nicht weniger kohlenhydratreich, als Mittag und Abendessen, dafür aber fettiger. Man hat die Wahl zwischen "Chapati", "Mandazi" und äußert labbrigen Toastbrot. "Chapati" sind in Öl angebratene Brotfladen, die aus nicht mehr als Mehl, Wasser und Salz bestehen. "Mandazis" werden aus dem selben Teig wie Chapati hergestellt, nur, dass sie anstatt am Ende ausgerollt zu werden, in brötchengroße Stücke geschnitten werden und anschließend frittiert werden. Als Beilage gibt es dann häufig noch etwas Obst. Davon gibt es hier allerlei. Denn in Tansania wächst so ziemlich alles an Obst, was man sich vorstellen kann. Von Mangos, über Ananas, bis hin zu Avocados, die tropischen Früchte werde ich in Deutschland vermissen. Nicht, dass es sie dort nicht geben würde, doch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt einfach nicht. Die Früchte kosten ein zehnfaches des Preises hier und schmecken um Längen nicht so gut. Das allerwichtigste bei einem Tansanischen Frühstück ist jedoch der Tee, der auf keinen Fall fehlen darf. Lustigerweise gibt es im Swahili nicht einmal ein eigenes Wort für "Frühstück", weshalb es einfach nur "Chai cha asabuhi" (Tee zum Morgen) genannt wird.
Tansanische Musik:
Musik ist in Tansania allgegenwärtig. Egal ob in Bars, den Daladalas, oder aus Dukas, also den kleinen kioskgroßen Shops, die ein Sammelorium an allerlei verschiedenen Lebensmitteln und Haushaltsgegenständen verkaufen, überall her dringt Musik. Oft singen die Leute mit und fangen mitunter auch einfach aus dem Nichts an zu tanzen, was je nach Talent entweder schön oder doch recht anstrengend sein kann. Die meiste Musik, die gehört wird ist auf Swahili. Ich weiß noch genau, dass ich, als ich vor neun Monaten herkam, überrascht war, wie groß die swahilische Musikbranche ist. Wollte man die erfolgreichsten Künstler einem Stil zuordnen, wäre es wohl eine Mischung aus Pop und Bongo Flava, eine aus Tansania stammende Art des Hip-Hop, welche sich abgesehen von der Sprache, auch durch rhytmische ostafrikanische Einflüsse vom Hip-Hop der USA unterscheidet. Bekanntester Tansanischer Künstler ist zweifelsohne "Diamond Platnumz". Ich glaube kaum, dass es einen Tansanen gibt, der ihn nicht kennt. Das liegt wohl auch daran, dass er anders als viele andere tansanische Künstler, auch über die Grenzen Tansanias bekannt ist. Zumindest auf dem afrikanischen Kontinent. Aber auch mit internationalen Künstlern, wie den US-amerikanischen Rappern "Nelly" und "Rick Ross", hat er schon zusammen gearbeitet. Hier einer seiner bekanntesten Tracks.
Ihr seht schon, dass der Tanzstil hier, recht selbstbewusst ist, wenn man das so ausdrücken kann. Und das ist tatsächlich nicht nur in den Musikvideos so. Wer sich hier als Frau eine gute Tänzerin nennen will, muss twerken können. Aber auch die Männer müssen einiges drauf haben. Das traurige an der Geschichte ist, dass eigentlich fast jeder Tansane tanzen kann und man als Europäer neben ihnen im Club wirkt, wie ein unbewegliches Holzstück. Auch wenn ich Vorurteile gerne bekämpfe, da ich der festen Überzeugung bin, dass die Meisten ein falsches Bild vermitteln, muss ich zugeben, dass das Vorurteil, Schwarze könnten besser tanzen, zumindest auf Tansania zutrifft. Die Leute hier haben einfach ein völlig anderes Rhytmusgefühl. Sogar kleine Kinder tanzen schon wie verrückt und machen nach was sie in Musikvideos gesehen haben. Ich frage mich dabei immer, ob die Menschen hier einfach eine andere Vorstellung davon haben als wir oder ganz bewusst immer sexuell provokativ tanzen und das für sie einfach dazu gehört. Hier noch einmal ein anderer Künstler, der eher dem Bongo Flava zugeordnet werden kann.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich der Kleidungsstil, insbesondere für Frauen, im Nachtleben und in Musikvideos im Vergleich zum Alltag ändert. Während die Frauen in den Musikvideos häufig so knapp bekleidet sind, wie es nur geht, würde man hier in der Realität nie eine Frau in etwas herumlaufen sehen, dass kürzer als bis zu den Knien ist. Das liegt daran, dass die eine Hälfte der Bevölkerung ohnehin muslimisch ist und zum anderen daran, dass auch die Christen noch deutlich frommer als in Deutschland sind. Aber ich glaube als Frau möchte man hier auch gar nicht unbedingt mehr zeigen, denn dadurch zieht man nicht nur zahlreiche Blicke auf sich, sondern bekommt auch zahlreiche dumme Sprüche hinterhergerufen. Im folgenden Video ist nicht nur der Kleidungsstil der Frauen deutlich alltäglicher, sondern gleich das ganze Video in einer für Tansania recht gewöhnlichen Wohngegend aufgenommen worden, wodurch es einen ganz guten Einblick in das Tansanische Leben gibt. Aber Achtung, das Lied ist recht wehmütig.
Ich muss sagen, dass mir die Musik hier zu Beginn meines Freiwilligendienstes ziemlich auf die Nerven gegangen ist, da man sie immer und überall hört und kaum entkommen kann. Doch mittlerweile gehört sie für mich einfach dazu und macht auch irgendwie dieses Land und ein gewisses Lebensgefühl aus. Denn viele andere Länder gibt es nicht, in denen nicht genau die selbe eintönige Chartmusik aus den USA und Europa läuft, wie in hunderten anderen Ländern. Dem kann man hier noch ganz gut entkommen, da es eine eigene funktionierende Musikbranche gibt.
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