Vor nun bereits mehr als drei Wochen habe ich meinen Freiwilligendienst in Tansania begonnen und bis jetzt noch nichts von mir hören lassen. Irgendwie habe ich einfach nicht die Zeit dazu gefunden. Denn es gibt vieles, an dass ich mich hier neu gewöhnen musste. Ein anderes Klima, eine andere Sprache, anderes Essen und lauter neue Leute um mich herum, die es kennenzulernen gilt. Aber fangen wir ganz von vorne an.
Bestückt mit zwei großen Koffern, die mit einer Mischung aus Kleidung und allerlei verschiedener Jahresvorräte gefüllt waren, ging es für mich am Abend des 26. August zum Düsseldorfer Flughafen, wo meine Mitfreiwiligen schon auf mich warteten. Denn wie es mir so ähnlich sieht, war ich wieder mal spät dran. Zumindest in dieser Hinsicht passe ich wohl besser hierher, nach Tansania, wo Pünklichkeit meist als unwichtig angesehen wird und einem niemand böse ist, wenn man mal ein paar Minuten zu spät kommt.
Ich verabschiedete mich noch von meinen Eltern, die mich zum Flughafen gebracht hatten und bestieg kurze Zeit später auch schon das Flugzeug, welches mich mit rasantem Tempo und einem kleine Zwischenstopp in Abu Dhabi in einen neuen Lebensabschnitt fliegen sollte. Da dies mein erster Langstreckenflug war, war ich doch überrascht, als ich entdeckte, dass jeder Platz über einen eigenen kleinen Fernseher verfügt und auch Decken und Kissen bereits ausgeteilt auf den Plätzen lagen. Einen solchen Komfort war ich von diversen Ryanair-Flügen schlicht weg nicht gewohnt. Doch das alles half nicht wirklich. Aus irgendeinem Grund konnte ich kein Auge zu machen und war bei unserer Ankunft am Morgen in Abu Dhabi, von wo aus wir unseren Anschlussflug nach Dar es Salaam nahmen, entsprechend K.O. Auf dem zweiten Flug hatte ich dann auch noch einen äußerst gesprächsbereiten Inder neben mir sitzen, der mir seine gesamte Lebensgeschichte erzählen wollte. Somit war an Schlaf erneut nicht zu denken.
Angekommen am Flughafen in Dar es Salaam wurden wir bereits von zahlreichen Menschen erwartet, die durch das Hochhalten von "Via e.V." (meine Entsendeorganisation) Schidern auf sich aufmersam machten. Kaum hatte ich jedem einmal die Hand geschüttelt, fand ich mich bald, getrennt von den anderen Freiwilligen in einem Auto auf dem Weg nach Mapinga wieder. Mapinga, dass ist der Ort in dem ich das nächste Jahr leben werde. Nach Dar es Salaam, der größten Stadt Tansanias, braucht man mit dem Daladala, dass sind kleine Busse, deren Prinzip es ist sie so voll wie möglich zu bekommen, je nach Verkehr zwei bis drei Stunden. Für diese Strecke bezahlt man übrigens 2000 tansanische Schilling, dass sind umgerechnet ca. 75Cent.
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Das Guesthouse in Mapinga |
In Mapinga wohne ich in einem Guesthouse, in dem ich ein festes Zimmer mit kleinem Bad für das Jahr habe. Auch wenn Englischkenntnisse bei den Menschen hier in Mapinga kaum vorhanden sind und sich die Kommunikation damit als schwierig erweist, tun sie alles dafür, dass ich mich hier so wohl wie möglich fühle. Gesprochen wird in Tansania übrigens Suaheli. Anders als in anderen afrikanischen Staaten, in denen jede Stammesgruppe über ihre eigene Sprache verfügt, hat sich in Tansania Suaheli durchgesetzt. Das macht es für mich um einiges einfacher, da ich nur eine Sprache zu lernen brauche.
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Das Kinderheim in Vikawe |
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Fotos machen ist immer ein Riesenspaß |
Bereits einen Tag nach meiner Ankunft, ging es für mich mit dem Pikipiki, einer Art Motorradtaxi, zum Kinderheim im Nachbardorf, in dem ich im kommendem Jahr arbeiten werde. Im Kinderheim leben etwa zwanzig Kinder aller Altersgruppen. Auch wenn die Kinder Englisch in der Schule haben, verstehen sie einen meist nicht, wenn man Englisch mit ihnen redet. Somit gibt es auch hier eine Sprachbarriere, die ich aber möglichst schnell beseitigen möchte, indem ich täglich Suaheli lerne.
Mittlerweile ist es schon zur Gewohnheit geworden, dass die Kids mir mit Gestiken und ein paar englischen Begriffen neue Wörter beibringen, ich diese dann aufschreibe und sie mich anschließend abfragen. Das ist auch gut für sie, da sie dadurch ihr Englisch verbessern. Zum Glück brauch man für die meisten Spiele keine komplexe Sprache, sodass ich in den ersten Wochen bereits viel Spaß mit den Kindern hatte. Am häufigsten wird übrigens das Kartenspiel Uno gespielt.
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Die Skyline von Dar es Salaam |
Am Wochenende fahre ich dann immer nach Dar es Salaam, wo ich bei den anderen Freiwilligen übernachte. So richtig frei hat man dann jedoch auch nicht, da ich den anderen Freiwilligen helfe in einem ihrer Projekte zu arbeiten, bei dem es darum geht jungen Erwachsenen Englisch beizubringen. Anschließend haben wir dann noch einen zweistündigen Suahelisprachkurs, bei dem uns die Grammatik beigebracht wird. Lediglich am Sonntag hat man Zeit mal so richtig auszuspannen, indem man zu einem der wunderschönen Strände Dar es Salaams fährt.
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Ein Strand in Dar es Salaam |
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Daladala im Stau |
Ich persönlich kann für mich sagen, dass ich nicht wirklich eine Kulturschock erlitten habe. Klar laufen hier viele Dinge anders, die einen zu Beginn vielleicht erstmal überfordern, aber mit der Zeit erkennt man, dass auch hier hinter allem ein funktionierendes System steckt. Ein gutes Beispiel dafür sind die Daladalas. Sie sind kaum größer als ein VW-Bus und haben anders als Busse in Deutschland weder Nummern, um sie voneinander zu unterscheiden, noch elektronische Anzeigen, durch die man erfahren könnte wo man gerade ist. Auch der Begriff "voll" hat für mich eine völlig neue Bedeutung gewonnen. Habe ich in Deutschland einen Bus bereits als voll empfunden, wenn ich keinen Sitzplatz bekommen habe, habe ich es hier schon erlebt, dass sich Leute aus der Tür hängen mussten um noch mitfahren zu können. Doch trotz all dieser Dinge habe ich mich hier noch nie verfahren und bin immer dort anekommen wo ich ankommen wollte. Man muss das System nur erstmal durchschauen.
Zu guter letzt ist es mir noch wichtig zu erwähnen, dass ich noch nie zuvor ein Land besucht habe, in dem die Menschen so gastfreundlich waren wie in Tansania. Ständig wird man von Menschen die man kaum kennt zum Essen eingeladen, die Kondas (sammeln das Geld in den Daladalas ein) fragen einen wo man hinmöche und sagen einem auch im völlig überfüllten Daladala rechtzeitig Bescheid, damit man seine Haltestelle nicht verpasst und so ziemlich jeder der einem über den Weg läuft, grüßt einen mit der Floskel "Mambo?", die so viel wie "Wie gehts?" bedeutet. Rassismus und Ausländerfeindlichkeit begegnen einem in Tansania nun wirklich nicht, ganz im Gegenteil.
Bis bald,
Leander
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