Wie versprochen folgt nun der zweite Teil meiner Südafrikareise.
Nachdem wir also aus Pretoria zurück in Johannesburg waren, nahmen wir dort den Zug richtung Süden. Genauer gesagt in die am Indischen Ozean gelegene Stadt Port Elizabeth. Der Zug brauchte zwanzig Stunden, was aber schlimmer klingt, als es tatsächlich war, da wir ein Vierer-Schlafabteil nur für uns hatten und man es sich so die ganze Fahrt über gemütlich machen konnte. Leider habe ich keine Bilder mehr von der Zugfahrt, da ich später die Speicherkarte meiner Kamera verloren habe. Doch glaubt mir, eine Zugfahrt sollte bei jedem Südafrikareisenden auf der To-Do-Liste stehen.
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Port Elizabeth |
In Port Elizabeth fühlten wir uns endgültig nicht mehr, als wären wir noch auf dem afrikanischen Kontinent. Allerdings erinnert die Stadt, im Gegensatz zu Johannesburg, mit dem rauen Meer, einem Pier und dem Baustil der Häuser weniger an eine US-amerikanische Großstadt, sondern mehr an einen holländischen Küstenort. In PE, wie die Stadt abgekürzt auch genannt wird, trafen wir Freiwillige wieder, die wir noch von unserem Vorbereitungsseminar aus Deutschland kannten. Da sie sich für die Zeit ihres Freiwilligendienstes ein Auto gemietet haben, konnten wir mit ihnen zu einem wunderschönen Strand in der Nähe PE´s fahren, von dem man manchmal auch Wale beobachten sollen kann. Ansonsten besuchten wir mit ihnen noch eine Freikirche, die mit den wenigen Kirchen, die ich in Deutschland besucht habe, wenig gemein hatte. So fand die Messe statt in einer gewöhnlichen Kirche, in einer renovierten Lagerhalle statt und statt einem Kirchenchor, trat eine Indie-Band auf und der Pfarrer trug statt einer gewöhnlichen Robe, normale Streetwear-Klamotten und brachte anstatt die Bibel zu zitieren, lieber ein paar Jokes. Die Taktik, die Kirche auch für jüngere Leute wieder attraktiver zu machen, hat hier auf jeden Fall gefruchtet, da die große Halle nicht nur gut gefüllt war, sondern auch vorrangig von jungen Leuten besucht wurde.
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Hermanus |
Nach unserer Zeit in Port Elizabeth fuhren wir mit dem Bus nach Hermanus weiter. Dort besuchten wir eine gute Schulfreundin von Rosanna. Sie arbeitet dort ebenfalls als Freiwillige in einem Camp Hill, wo sie körperlich und geistig behinderte Menschen im Alltag unterstützt. Eine Arbeit vor der ich großen Respekt habe.
Hermanus ist eine wohlhabende Kleinstadt, die nicht mehr am Indischen Ozean, sondern bereits am Atlantik liegt. Die äußerst saubere und strukturierte Stadt mit Strandpromenade und überdurchschnittlich vielen Rentnern, gab mir ein bisschen das Gefühl in einem Kurort zu sein.
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Ein typisches Minibustaxi in Südafrika |
Nachdem uns ein Ticket für den Reisebus, für die vergleichsweise kurze Strecke nach Kapstadt zu teuer war, entschieden wir uns ein Mini-Bus-Taxi zu nehmen. Diese ähneln grundsätzlich den Dalas, die ich bereits aus Tansania kenne, sind jedoch moderner und haben keine Stehplätze. Uns wurde zuvor von sämtlichen Seiten abgeraten mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Südafrika zu fahren, da es als "Weißer" zu gefährlich sei. Ich muss jedoch sagen, dass ich während der Fahrt selbst, bis auf einen vielleicht etwas rasanten Fahrstil, nichts negatives oder angsteinflössendes erlebt habe. Ganz im Gegenteil waren alle sehr nett zu uns und es war schön mitzuerleben, wie der Fahrer extra einen Umweg fuhr, um eine Mutter mit kleinem Kind noch rechtzeitig zu einem Busbahnhof zu bringen, an dem sie einen Reisebus bekommen musste. Die anderen Fahrgäste halfen ihr dann noch mit ihrem Gepäck und sprinteten zum Bus um ihn aufzuhalten. Lediglich am Busbahnhof, an dem wir ankamen, wurde uns etwas mulmig zu mute, da dort allerlei Typen herumlungerten, die ganz offensichtlich nicht auf einen Bus warteten. Von dort aus sahen wir zu, dass wir zu schnell zu unserem Airbnb kamen.
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Blick auf den Tafelberg von unserer ersten Unterkunft |
Das Kap der Guten Hofnung |
Um eines schon mal vorweg zu nehmen, Kapstadt ist meiner Meinung nach die sehenswerteste Stadt Südafrikas. Der Tafelberg, der von überall aus sichtbar über der Stadt trohnt, ist beeindruckend und das Markenzeichen der Stadt. Doch was die Stadt für mich noch viel besonderer macht, ist ein gewisses Gefühl das man bekommt wenn man dort ist, dass nur schwer zu beschreiben ist. Die verschiedenen Ethnien und Kulturen leben hier weniger separiert voneinander, als in den anderen Städten und sind insgesamt noch vielfältiger, da die Stadt sehr international ist. Ihren Namen hat die Stadt übrigens vom nicht weit entfernten Kap der Guten Hoffnung. Früher war jenes für viele Schiffsunglücke verantwortlich, wenn europäische Handelsschiffe auf dem Weg nach Asien, an den zahlreichen Klippen auf Grund liefen. Das Kap hat seinen Namen wahrscheinlich von seinem portugiesischen Entdecker Bartolomeu Diaz bekommen, der genau wie Christoph Columbus, einen Seeweg nach Indien finden sollte, um die langwierigen und gefährlichen Handelsrouten über Zentralasien zu ersetzen. Der Legende nach soll er auf Höhe des Kaps festgestellt haben, dass zwei Strömungen und zwar die des Atlantik und die des Indischen Ozeans hier aufeinander treffen und dadurch neue Hoffnung geschöpft haben, doch noch einen Seeweg nach Indien finden zu können.
Die Long Street |
Das "MAMA AFRICA" ist eines der beliebtestens Restaurants Kapstadts |
Zunächst wohnten wir in Kapstadt in der Nähe der Long Street, die mit ihren vielen Bars, Restaurants und Clubs, so etwas wie das Weggehviertel der Stadt ist. Außerdem gibt es dort auch einige Second-Hand Shops, bei denen ich mir nachdem ich zuvor immer gefroren hatte, erstmal eine richtige Jacke gekauft habe. Nach Tansania hatte ich nämlich bloß einen Pulli und eine dünne Regenjacke mitgenommen, da ich zu dem Zeitpunkts meines Kofferpackens noch nicht ahnen konnte, dass ich im Winter nach Südafrika reisen würden. Für Rosanna und mich war es das Paradies in den dortigen Restaurants essen zu gehen, die so ziemlich alles erdenkliche an internationaler Küche anbieten, nachdem wir in den zehn Monaten zuvor in Tansania auf vieles verzichten mussten. Verwöhnt vom guten Essen hatten wir tagsüber genügend Energie die Stadt zu erkunden. Ich hatte in Kapstadt noch weniger das Gefühl noch auf dem afrikanischen Kontinent zu sein, als in den Städten die wir zuvor besucht hatten. Doch anders als die anderen Städte, die mich alle an Städte aus anderen Ländern erinnerten, hatte Kapstadt in meinen Augen einen ganz eigenen Charakter und war mit nichts zu vergleichen, dass ich kannte.
Die bunten Häuser Bo-Kaaps |
Ein Oldtimer in Bo-Kaap |
Ein Stadtteil der es mir besonders angetan hat, war z.B. Bo-Kaap. Er zeichnet sich dadurch aus, dass nahezu alle Häuser in den buntesten farben angestrichen sind. Wenn man durch den Stadtteil läuft schafft das eine ganz besondere Atmosphäre und macht einen gleich viel glücklicher. Ich weiß wirklich nicht warum in Deutschland so viele Häuser in tristen Farben gestrichen sind. Bo-Kaap entstand im 18. Jarhundert, als die Malaien, eine Ethnie aus Südostasien, die als Sklaven nach Südafrika kamen, aus der Sklaverei entlassen wurden und sich eben dort ansiedelten. Auch heute noch wird der Stadtteil größtenteils von den Nachfahren der Malaien bewohnt, die heute auch Kapmalaien genannt werden. Sie entschieden sich irgendwanndazu ihre Häuser bunt anzustreichen, was schnell dazu führte, dass Touristen von diesem Ort als tolles Fotomotiv angezogen wurden. An der Stelle der Bewohner würde es mich galube ich ziemlich nerven, wenn jeden Tag tausende Leute mein Haus fotografieren würden. Doch ich war auch nicht besser als die anderen und habe natürlich auch meine Fotos geschossen. Dafür ist es einfach ein zu schönes Fotomotiv.
Eine Gondel auf dem Weg zum Gipfel des Tafelbergs |
Beeindruckende Aussicht auf die Stadt vom Gipfel |
Nachdem wir uns die Stadt größtenteils angeguckt hatten, buchten wir eine Tagestour zum Kap der Guten Hoffnung. Da meine Speicherkarte voll war, kaufte ich am Morgen, bevor wir losfuhren, eine neue und wechselte sie aus. Wo ich die alte Karte dabei hingetan habe weiß ich nicht mehr genau. Fakt ist jedoch, dass ich sie nicht mehr wiedergefunden habe, was darauf schließen lässt, dass ich sie verloren habe. All die Bilder, die ich bis hierhin hochgeladen habe, habe ich entweder mit meinem Handy gemacht, aus dem Internet gezogen oder später mit der neuen Speicherkarte fotografiert. Selten habe ich mich so über mich selbst geärgert, wie an diesem Tag, als ich fast tausend Bilder verloren habe, einfach weil ich zu unvorsichtig war. Den letzten Tag vor unserer Rückreise nach Johannesburg, wo wir eine weitere Nacht übernachten würden, um dann am nächsten Tag zurück nach Tansania zu fliegen, verbrachten wir damit, alle Dinge in Kapstadt die wir gesehen hatten, noch einmal im Schnelldurchlauf abzuklappern und zu fotografieren. Wir waren jedoch tatsächlich so schnell unterwegs, dass wir abends noch Zeit hatten mit der Gondel auf den Tafelberg zu fahren.
Zurück in Tansania hatte ich nur ein paar Tage Zeit wieder anzukommen, bis mein Vater mich mit einem Freund aus Deutschland besuchen kam. Doch das ist ein Thema für einen neuen Eintrag!