Lange ist es wieder her, dass ich mich das letzte Mal gemeldet habe. Wollte ich doch eigentlich kurz nach meinem Geburtstag einen neuen Beitrag online stellen, ist selbst dieser mittlerweile schon eineinhalb Monate her. Umso mehr gibt es nun zu erzählen.
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Unsere Seminargruppe |
Anfang Februar hatten wir unser achttägiges Zwischenseminar. Dafür kam unsere Seminarleiterin Elke, die bereits unser Vorbereitungsseminar in Deutschland geleitet hatte, extra nach Tansania geflogen. Waren wir Tansania-Freiwilligen in Deutschland noch mit Uganda-, Kenia- und Südafrika-Freiwilligen auf einem gemeinsamen Seminar, stießen dieses mal nur die Kenia-Freiwilligen von VIA dazu, da die anderen Freiwilligen in ihren Ländern eigene Seminare hatten. Zusätzlich kamen noch drei weitere Tansania-Freiwillige von anderen Organisationen dazu, da ihre Organisationen keine eigenen Seminare anbieten. Wir stellten uns gegenseitig unsere Projekte vor, besprachen Probleme, die uns in unserem bisherigen Freiwilligendienst begegnet sind und fassten Pläne für die Zukunft. Es war schön die Kenia-Freiwilligen wiederzusehen und die anderen Freiwilligen kennenzulernen und mehr über ihre Arbeit zu erfahren. Dabei merkte ich auch erneut, wie verschieden afrikanische Länder sein können und welche großen Unterschiede, es sogar innerhalb Tansanias gibt. So kamen zwei der anderen Tansania-Freiwiligen etwa aus der im Süden des Landes gelegenen Stadt Njombe, in der die Temperaturen jetzt schon bei nur zwischen 15°C bis 20°C liegen und zunehmend kälter werden, da der Winter kommt. Deshalb schaffen sie sich jetzt sogar dicke Winterjacken an. Daran überhaupt Jacken zu tragen, ist hier in Dar es Salaam bei konstanten 30°C hingegen gar nicht zu denken.
Ein wichtiges Thema für uns Tansania-Freiwillige von VIA war auch die Problematik mit unserer Arbeitserlaubnis und Aufenthaltsgenehmigung. Für diesen beiden Dokumente zahlen wir nämlich 1050$ und hatten dennoch auch ein halbes Jahr nach unser Ankunft, noch nichts von ihnen zu sehen bekommen. Ob das nun an dem hier vor Ort von VIA angestellten Mitarbeiter liegt, der sie nicht früh genug beantragt hat oder an den langsam arbeitenden tansanischen Behörden können wir nur spekulieren. Fest steht jedoch, dass wir Freiwilligen die leittragenden waren, da wir uns entscheiden mussten, ob wir uns entweder alle drei Monate für 45 Stunden und größtenteils auf eigene Kosten (lediglich die Visa wurden uns erstattet) in einen Bus setzen wollten, um in ein Nachbarland zu fahren und bei der Wiedereinreise nach Tansania ein neues Visum zu beantragen, so wie wir es einmal taten als wir nach Uganda ausgereist sind oder aber illegal im Land zu bleiben und ständige Angst vor einer Passkontrolle haben zu müssen. Beides nicht besonders schöne Lösungen und da unser Visum kurz nach dem Zwischenseminar erneut auslief, war für uns klar, dass wir auf dem Zwischenseminar noch einmal Druck machen wollten. Elke, die nicht direkt für VIA arbeitet, sondern Selbstständig ist und von VIA lediglich für die Seminare angestellt wird, hatte direkt Verständnis für unsere Unzufriedenheit und half uns dabei noch einmal die Ernsthaftigkeit des Themas, bei den von VIA für uns zuständigen Leuten klar zu machen. Es ist nicht so, als hätten wir das nicht auch schon vorher versucht, doch uns wurde auf E-Mails oft wochenlang nicht geantwortet und wenn dann mal eine Antwort kam, wurde z.B. die Problematik einer Passkontrolle ohne gültige Papiere klein geredet. Die Absicht dahinter ganz klar, Probleme klein reden, damit man als Entsendeorganisation und damit Verantwortlicher für die Freiwilligen nicht zahlen muss, wenn die Freiwilligen um ein neues Visum zu bekommen ausreisen müssen. Doch siehe da, kaum machten wir deutlich, dass wir weder dazu bereit sind illegal im Land zu bleiben, noch dazu bereit sind irgendwelche Kosten bei einer erneuten Aus- und wieder Einreise zu übernehmen, ging alles auf einmal ganz schnell. Auf einmal bekamen wir alle innerhalb weniger Wochen Arbeitserlaubnis und Aufenthaltsgenehmigung.
Vor Beginn meines Freiwilligendienstes habe ich mit Problemen beim Erlernen der Sprache oder den kulturellen Unterschieden an sich gerechnet, aber nicht damit, dass es so schwierig sein würde legal im Land zu sein. Das man als Freiwilliger, der nun wirklich besseres zu tun hat, dem Ganzen die ganze Zeit hinterhern rennen muss, ist meiner Meinung nach nicht tragbar. VIA ist daran sicherlich nicht alleine schuld, aber hat zu wenig getan und uns Freiwillgen mit unseren Problemen alleine gelassen.
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Das Heim von oben |
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Flunkyball in Mapinga |
Noch in der selben Woche, in der auch das Seminar vorbei ging hatte ich dann auch schon Geburtstag. Der wurde am folgenden Wochenende ordentlich gefeiert. Alle Dar es Salaam Freiwilligen kamen nach Mapinga und Luisa, eine der Sansibar-Freiwilligen, kam sogar mit der Fähre aus Sansibar. Tagsüber fuhren wir alle gemeinsam ins Heim um den anderen Pias und mein Projekt zu zeigen. Abends bestellten wir Pizza beim Italiener aus der nächstgelegenen Stadt Bagamoyo, spielten Flunkyball und landeten am Ende des Abends im einzigen Club Mapingas, welcher jedoch eher ein Hinterzimmer in einer Bar, als ein richtiger Club ist. Spaß gemacht hat es trotzdem. Die ganze Zeit mit dabei waren auch die Mitarbeiter aus dem Guesthouse, in dem Pia und ich leben. Das Spiel Flunkyball kannten die bereits von unseren Vorfreiwilligen. Mich beruhigt es zu tiefst zu wissen, dass Menschen aus dem Ausland bei deutschen Sportarten zuallererst an Flunkyball und nicht an solch primitive Sportarten wie Fußball denken.
Etwa eine Woche nach meinem Geburtstag bekam ich Besuch von Hannah aus Deutschland. Es tut gut all das was man hier in seinem Alltag erlebt, zumindest in Bruchteilen, mit jemanden von zu Hause teilen zu können. Denn auch wenn ich es so gut es geht versuche, ist es schwer das alles hier in Worte zu fassen. Man muss einfach hier gewesen sein um viele Dinge zu verstehen.
Nachdem ich Hannah das Heim und die wichtigsten Orte in Dar es Salaam gezeigt hatte und sie die anderen Freiwilligen kennengelernt hatte, verreisten wir in den Süden von Tansania. Da bereits meine letzten beiden Blogeinträge vom Reisen handeln, versuche ich mich, auch wenn es viel zu erzählen gäbe, dieses mal kurz zu fassen. Es kommt vielleicht ein bisschen der Anschein auf, dass ich nur am reisen bin, dabei arbeite ich zwischendurch natürlich auch immer. Doch es erscheint mir einfach attraktiver übers Reisen zu berichten, denn dabei erlebt man am meisten neues und macht viele Fotos, zu denen man später viele Geschichten erzählen kann. Und wer meinen Blog schon etwas länger verfolgt, der weiß, dass ich meine Erlebnisse nicht nur gerne beschreibe, sondern auch immer mit Bildern veranschaulichen möchte.
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Die Aussicht von Iringa aufs Tal |
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Ein altes Gebäude aus Kolonialzeiten |
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Das Neema Cafe |
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Der Neema Shop |
Wie auch immer. Ich freute mich schon lange auf diese Reise, nicht nur weil es wie schon erwähnt im Süden deutlich kälter ist als in Dar es Salaam und mir die Hitze hier mitunter ziemlich zu schaffen macht, sondern auch, weil es ein bisschen eine Reise ins Ungewisse war. Denn wir haben nichts im Vorfeld gebucht und hatten auch unsere Route nur grob geplant. Zunächst ging es nach Iringa, einer südwestlich von Dar es Salaam liegenden Stadt am Beginn der südlichen Hochlande, die man mit dem Reisebus in etwa zehn Stunden erreicht. Die Stadt liegt auf einem Berg von zweitausend Metern Höhe, von dem aus man die umliegende und durch und durch grüne Landschaft kilometerweit beobachten kann. Zu Kolonialzeiten war Iringa, auf Grund seiner zentralen Lage und der es umgebenden fruchtbaren Landschaft, ein wichtiger Standort für die Deutschen und so prägen auch heute noch einige Kolonialbauten das Stadtbild. Eine Besonderheit, die Iringa wohl von allen anderen tansanischen Städten unterscheidet, ist das Neema Crafts Centre. Dabei handelt es sich um eine Arbeitsstätte für Behinderte, die sich aus einer Werkstatt, in der Schmuck, hochwertige Dekoartikel und kleine Möbel hergestellt werden, einem Shop, in dem die Produkte verkauft werden, einem Cafe und einem Guesthouse zusammen setzt. Von der Produktion, bis zum Verkauf werden alle Schritte von körperlich und geistig behinderten Menschen ausgeübt. Mit über hundert Angestellten ist Neema damit einer der größten Arbeitgeber Iringas und in ganz Tansania bekannt. In einem Land, in dem es keine finanzielle Unterstützung für Menschen mit einer Behinderung seitens des Staates gibt und häufig die Familie der Betroffenen für jegwede Kosten aufkommen muss, da es für die Personen selbst oft schwer ist einen Job zu finden, passiert es immer wieder das Säuglinge, die mit einer Behinderung zur Welt kommen, direkt nach der Geburt umgebracht werden, da sie als finanzielle Belastung angesehen werden. Neema macht deutlich, dass auch Menschen mit einer Behinderung einen Beruf ausüben können und nicht unbedingt eine finanzielle Belastung für ihre Familie sein müssen und genau so ein Teil der Gesellschaft sind, wie alle anderen auch. Eine super Sache wie ich finde. Ich verlinke euch ihre Internetseite mal unter diesem Blogeintrag, falls ihr noch mehr über Neema erfahren wollt.
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Die "Twiga" ist das Nationaltier Tansanias |
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Simba sagt "Hi" |
Am letzten Tag in Iringa, machten wir dann noch eine Safari in den nahe gelegenen Ruaha-Nationalpark. Safari ist im übrigen Suaheli und bedeutet Reise. Stellt man sich in Deutschland unter dem Begriff oft eine Fahrt mit Jeep durch den Nationalpark vor, ist er in Tansania Teil des alltäglichen Sprachgebrauchs. So wünscht man mir beispielsweise selbst wenn ich nur von Mapinga nach Dar es Salaam fahre "Safari njema", eine "Gute Reise". Bei unserer Reise in den Nationalpark hatten wir auf jeden Fall ziemliches Pech mit dem Wetter, da es den ganzen Tag geregnet hat und sich die meisten Tiere dann verstecken. Nichts desto trotz, bekam ich zum ersten Mal frei lebende Giraffen, Zebras und sogar Löwen zu sehen. Denn auch in einem Land wie Tansania, in dem all die als typisch für Afrika angesehenen Tiere leben, ist es nicht so als würde man außerhalb der Nationalparks irgendetwas von den Tieren mitbekommen. Und ein Trip in einen der Nationalparks ist teuer und so ist die traurige Wahrheit wohl, dass Deutsche Kinder auf Grund von diversen Zoobesuchen wesentlich mehr afrikanische Tiere zu sehen bekommen, als Tansanische Kinder.
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Waldweg in Mbeya |
Als nächstes reisten wir nach Mbeya, Wirtschaftszentrum und größte Stadt im Süden Tansanias. Sie liegt in Mitten der südlichen Hochlande und so unterscheidet sich auch die Vegeation von Iringa noch einmal deutlich. Die Stadt, die im Tal liegt, ist von Bergen umgeben, die fast ausschließlich von Nadelhölzern bewachsen sind und auch die Erde, welche in Iringa noch eine rotfärbung hatte, ist hier gänzlich braun. Das erinnert mitunter schon an Deutschland. Von Mbeya aus machten wir einen Ausflug zum Ngozi-Kratersee, der etwa eine Stunde Busfahrt und drei Stunden Wanderung von der Stadt entfernt liegt. In Mbeya hatte man uns vorher erzählen wollen, dass wir dafür auf jeden Fall einen Guide bräuchten, da es illegal und gefährlich sei alleine zu gehen. Erzählt hat uns das übrigens, wen wundert es, ein selbsternannter Guide, der 35$ pro Person haben wollte. Da das unser Budget gesprengt hätte, beschloßen wir das Ganze auf eigene Faust zu machen. Wir suchten uns auch hierfür vielleicht nicht den besten Tag aus, da es immer wieder regnete, doch im Grunde
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Völlig K.o., aber glücklich endlich am See zu sein |
hatten wir gar keine Wahl, denn das tat es eh an fast jedem Tag unserer Reise und tansanische Wettervorhersagen sind auch nicht gerade besonders genau. Der Aufstieg zum Kratersee dauert von der Straße im Dorf, in dem man rausgeworfen wird, wenn man dem Busfahrer sagt, dass man zum Kratersee möchte, etwa drei Stunden und erfolgt über einen kleinen und mitunter ziemlich zugewachsenen Pfad. Der teils steile Aufstieg wurde auf Grund des Wetters zu einer ziemlich rutschigen Angelegenheit und ich wünschte mir Wanderschuhe und Regenjacke mitgenommen zu haben. Doch schließlich schafften wir es auch ganz ohne Guide zum Kratersee und konnten so eine Menge Geld sparen.
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Malawisee vom Strand in Matema aus fotografiert |
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Auf unserem Bootstrip |
Letztes Ziel auf unserem Trip war Matema, ein kleines Dorf, dass direkt am Malawisee liegt. Nach dem Victoriasee im Norden Tansanias und dem Tanganyikasee im Westen, ist der Malawisee der größte See Afrikas. Tansania grenzt also auf Grund seiner günstigen Lage an die drei größten Seen Afrikas, was unter anderem auch ein Grund dafür ist, dass Wasserknappheit in Tansania, im Vergleich zu vielen anderen afrikanischen Staaten, kaum ein Problem ist. An sich kann man wohl sagen, dass sich der Malawisee im Vergleich zu den anderen beiden Seen am besten zum schwimmen gehen eignet, da es weder Krokodile, noch eine Gefahr an Bilharziose zu erkranken gibt. Bilharziose ist eine Wurmerkrankung, die in den meisten stehenden Gewässern der Tropen vorkommt und unter anderem auch in den oben genannten beiden anderen Seen. Von Matema aus machten wir mit einem kleinen tradionellen Ruderboot einen Ausflug ins benachbarte Dorf Ikombe, in dem noch heute auf ursprüngliche Weise Töpferwaren hergestellt werden. Während der Bootsfahrt konnten wir viele Fische sehen, da das Wasser des Sees so klar ist, dass man bei guten Lichtverhältnissen meterweit, bis auf den Grund sehen kann.
Am nächsten Tag begannen wir dann mit unserer Rückreise, die wir auf Grund der großen Distanz in zwei Etappen unterteilten, was konkret heisst, dass wir noch einmal einen Zwischenstopp in Iringa einlegten um dort eine Nacht zu schlafen. Nach einem kleinen Abstecher nach Sansibar ist Hannah dann auch schon wieder zurück nach Deutschland geflogen. Das soll es soweit erstmal zum Reisen gewesen sein. Ich habe versucht mich kurz zu fassen.
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Kids im Heim :) |
Und sonst so? Aktuell sind wie auch in Deutschland Osterferien und alle Kinder haben schulfrei. Das ist schön, denn dann ist mehr im Heim los und die Kinder kommen nicht erst Nachmittags aus der Schule. Pia ist aktuell nicht da. Ihre Eltern besuchen sie aktuell und gerade sind sie im Norden Tansanias unterwegs und schauen sich dort die Nationalparks an. Und was meine Wenigkeit angeht, werde ich in den nächsten Monaten erstmal nicht mehr reisen und ein bisschen Ruhe einkehren lassen.
Ich wünsche euch allen schöne Ostern. :)
Link zum Neema Crafts Center:
https://www.neemacrafts.com/