Donnerstag, 12. Oktober 2017

Ein Müllprojekt für Vikawe

Empfang am Flughafen
 Mittlerweile sind bereits wieder drei Wochen vergangen seitdem ich mich das letzte Mal gemeldet habe. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Das wichtigste Ereignis war aber wohl die Ankunft meiner Mitfreiwilligen Pia. Circa einen Monat nach mir kam sie am 30. September mit dem Flieger aus Deutschland. Gemeinsam mit den anderen Freiwilligen, unserem Koordinator Theobald und zwei tansanischen Freunden holten wir sie vom Flughafen in Dar es Salaam ab. Sichtlich erschöpft vom langen Flug ging es mit einem kurzen Abstecher zu einer Burgerbude, direkt nach Mapinga, damit sie sich ausruhen konnte.
Das Frühstück

Mittlerweile ist sie seit zwei Wochen da und ich muss sagen auch wenn ich zuvor gut alleine zu Recht gekommen bin, ist es einfach nett jemanden zu haben mit dem man sich auf seiner Muttersprache unterhalten kann und mit dem man Erlebnisse teilen und Probleme diskutieren kann. Zusammengafasst ist es einfach schöner zu zweit.

Pia hat sich schnell eingelebt, was wohl auch daran liegt, dass wir hier einen recht strukturierten Alltag haben. Da die Kinder aus dem Kinderheim vormittags in der Schule sind, fangen wir häufig erst mittags an zu arbeiten, was mir sehr zugutekommt, denn wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne ausschlafe. Auch frühstücken tun wir meist recht lange um den Vormittag zu überbrücken. Es gibt jeden Morgen Chapati, ein flaches Brot, welches aus Mehl, Salz und Wasser gemacht wird und in Kombination mit Nutella an Crepe erinnert. Dazu gibt es entweder Bananen oder Orangen. Auf Wunsch auch ein Ei vom Hühnerstall nebenan. Ein typisches deutsches Frühstück, bestehend aus Vollkornbrot, Käse, Wurst und eventuell Müsli oder Cornflakes findet man hier nicht wirklich vor.

Es ist nicht so, dass es diese Dinge hier nicht zu kaufen gäbe, aber sie sind unverhältnismäßig teuer und dazu kommt, dass nur wenige Tansanen über einen Kühlschrank verfügen.

Von mittags bis abends sind wir dann im Kinderheim. Weil wir das Uno-Spielen langsam satt haben, haben wir angefangen mit den Kindern umher zu laufen und die Gegend zu erkunden. Denn Vikawe, ist lediglich ein kleines Dorf, welches von toller Natur umgeben ist, in der die Häuser oft kilometerweit voneinander
Twalha (12) und ich beim Klettern im Baum
entfernt sind. Man begleitet die Kinder beim Kleidung waschen am Wasserloch, klettert auf Bäume und ist stets auf der Suche nach reifen Mangos in den vielen Mangobäumen. So vergeht dann oftmals die Zeit auf der Arbeit ganz schnell. Wer Aufgaben und klare Vorgaben braucht, ist im Kinderheim in Vikawe an der falschen Adresse. Es gibt zwar eine Art Heimleitung, die von allen Kindern "Mama" genannt wird, diese verteilt Aufgaben wie etwa Kochen an die Kinder, überlässt sie jedoch ansonsten auch größtenteils sich selbst. Und weil die Kinder es nie anders kennen gelernt haben kommen sie auch gut alleine zurecht.

Vielleicht nicht der Kilimanjaro, aber dafür der Haufen von Vikawe
Mich stört das Fehlen von Vorschriften und Vorgaben aber nicht sonderlich. Ich genieße es einfach Zeit mit den Kindern zu verbringen und finde es schön zu sehen, dass man sich so schnell so gut verstehen kann, auch wenn man aus völllig verschiedenen Kulturen stammt und unterschiedliche Sprachen spricht.

Da man sich im Kinderheim wie gesagt selbst seine Aufgaben suchen muss, haben Pia und ich beschloßen ein Müllprojekt zu starten. Denn anders als in Deutschland gibt es in Tansania weder eine Müllabfuhr, noch Mülltonnen.

Das Müllloch
Stattdessen wird der Müll verbrannt. Im Kinderheim scheint es jedoch bis jetzt keinen Ort gegeben zu haben, an dem der Müll gesammelt wurde, da er rund um das Kinderheim verteilt lag. Da die Kinder aber auch an genau diesen Stellen spielen, beschloßen wir, dass dagegen etwas getan werden muss. Gemeinsam mit den Kindern buddelten wir ein großes Loch und sammelten anschließend den Müll um ihn hineinzuwerfen.
Auch wenn noch nicht der gesamte Müll aufgesammelt ist, bin ich bis jetzt zufrieden mit unserer Arbeit und habe verstanden, dass wenn man etwas verändern will, die Dinge selbst in die Hand nehmen muss und der Erste sein muss der damit anfängt.

Der Sonnenuntergang in Vikawe
Am Abend kochen wir momentan noch nicht für uns selbst, sondern werden stets von der Familie des Vermieters des Guesthouse zum Essen eingeladen. Die ganze Familie kann sehr gut Englisch, sodass man sich gut über den Tag austauschen kann.  

Bauarbeiten beim Guesthouse
Ich persönlich finde es recht praktisch, dass wir jeden Abend dorthin gehen, denn ich würde nicht gerade von mir behaupten begabt in der Küche zu sein. Es graut mir auch schon vor der Zeit, in der wir für uns selbst kochen müssen. Wir gehen dort nämlich nicht nur zum Essen hin, weil wir faul sind, sondern vor allem, weil das Haus indem sich die Küche befindet, die wir später benutzen sollen, ein neues Dach bekommt. 

Ich hoffe euch hat der kurze Einblick in meinen neuen Alltag gefallen. 

Bis bald, Leander